video_label>

Er war eine große Politiker-Persönlichkeit für Weinheim, die Bergstraße, den Rhein-Neckar-Kreis und für das Land Baden-Württemberg:

Hans-Ulrich Sckerl ist nach kurzer schwerer Krankheit am 14. Februar 2022 im Alter von 70 Jahren in Weinheim gestorben.

Erst Anfang Januar hatte er die Öffentlichkeit über seine Krebserkrankung informiert. Noch wenige Wochen vor seinem Tod hatte er sich über Mails und Mitteilungen in politische Diskussionen eingebracht. Erst wenige Tage vor seinem Tod sind die Nachrichten aus seinen Accounts verebbt. Er hatte keine Kraft mehr für die Politik, die sein Leben war. Die Nachricht von seinem Tod löste in der ganzen Region Trauer aus.

Hans-Ulrich Sckerl – „Uli“, wie er genannt wurde – hinterließ eine Familie und viele tief getroffene Menschen, die ihn geschätzt und geachtet haben über die Parteigrenzen hinweg – in seiner Partei der Grünen, die er an der Bergstraße prägte wie kein Zweiter, im Weinheimer Gemeinderat, dem er seit 2004 angehörte, im Bündnis „Weinheim bleibt bunt“, zu dessen Gründern er gehörte, aber natürlich im ganzen Land.

Denn als Landtagsabgeordneter seit 2006, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion und Stellvertretender Fraktionsvorsitzender gehörte er seit etlichen Jahren zu den Frontleuten und Gallionsfiguren der Grünen in Baden-Württemberg. Zweimal, 2016 und 2021, zog er mit einem Direktmandat in den Stuttgarter Landtag ein. Sogar seine politischen Mitbewerber*innen zogen tief den Hut vor dieser Beliebtheit, die er sich mit einem bedingungslosen Einsatz für die Menschen in seinem Wahlkreis und weit darüber hinaus erworben hatte.

Verneigung „vor einem großen Lebenswerk“ bei der Trauerfeier

Die Trauerfeier fand am 19. Februar in der Peterskirche in Weinheim statt und wurde live in die Stadthalle übertragen. Ranghohe Politiker*innen und Vertreter*innen der Stadtgesellschaft erwiesen ihm die letzte Ehre und verneigten sich „vor einem großen Lebenswerk“, vor „Uli Sckerl, der selbst demütig genug war, um zu wissen, dass menschliches Engagement nur Stückwerk bleiben kann“, resümierte die Rhein-Neckar-Zeitung in Anlehnung an 1. Korinther 13,12b und Professor Dr. Traugott Schächtele, Prälat des Evangelischen Kirchenbezirks Nord-Baden.

Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen im Landtag, kämpfte mit den Tränen: „Die Welt der Politik steht selten still, aber als sich in Stuttgart die Nachricht von Ulis Tod verbreitete, war dies der Fall.“ Schwarz zeichnete in seinem Nachruf das Bild eines Parlamentarischen Geschäftsführers, der sich für nichts zu schade war: „Er trat auch dann ans Rednerpult, wenn es für uns nichts zu gewinnen gab.“ Wer spätabends um 23 Uhr noch um den Landtag schlich, konnte in Sckerls Büro meist Licht brennen sehen. Schon am nächsten Morgen um 7 Uhr war es wieder an. Sckerl habe austeilen können, sich aber nie in den Vordergrund gedrängt. „Uli war Uli. Er hat anderen etwas zugetraut, war immer zu erreichen.“ Transparenz, Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit seien ihm große Anliegen gewesen. Das habe sich nicht zuletzt in Sckerls Tätigkeit als Obmann der Grünen im parlamentarischen Untersuchungsausschuss gezeigt. Sein Herzblut aber habe Menschen mit Fluchterfahrungen gegolten. Wütend und laut habe er werden können, wenn Rechtsextremisten auftraten.

Auch die Verneigung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann konnte kaum tiefer ausfallen: „Ulis Statussymbol bestand darin, sich für die Wähler reinzuhängen.“ Tatsächlich pflegte Sckerl dies zu Lebzeiten in derberer Wortwahl auszudrücken. Jede Rede, die Sckerl hielt, sei von Haltung getragen gewesen, betonte der Ministerpräsident in seinem Nachruf am Sarg seines Freundes. Sckerl habe ihn sein halbes Leben lang und durch seine gesamte politische Laufbahn begleitet. „Egal, bei welcher Demo, Diskussion: Uli war schon da. Ohne ihn wären die grünen im Land nicht, was sie sind.“ Sckerl habe jedoch erkannt, dass Politik keinen Spaß machen müsse, „sondern Sinn“, so Kretschmann. Er habe sich für Innenpolitik interessiert, als andere Grüne dieses Feld nur mit spitzen Fingern anfassten. Wobei Sckerl im Zweifel Freiheit vor Sicherheit setzte. Ebenso wie Schwarz würdigte Kretschmann Sckerls Arbeit als Parlamentarischer Geschäftsführer, „ohne den nichts geht“. Sckerl sei ein Kümmerer mit Bezug zu seiner Heimatstadt gewesen, der Politik von unten nach oben gedacht und sich aufgelehnt habe, wenn es andersherum ging.

Trauer und Entsetzen auch im Wahlkreis

Seine Krankheit hatte Uli Sckerl noch im Januar selbst öffentlich gemacht, bevor er seine Ämter ruhen ließ. Dennoch herrschte auch im Wahlkreis großes Entsetzen, als die Nachricht am Abend seines Todes bekannt wurde:

„Wir verlieren einen unerbittlichen Kämpfer für die Demokratie, einen Vollblutpolitiker und einen großartigen Menschen“, erklärte Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just. Im Namen des Gemeinderates und der Stadtverwaltung sprach er der Familie sein Mitgefühl aus. Der Weinheimer OB würdigte Sckerl als „Urgestein der Grünen mit einem generalistischen Blick auf alle wichtigen Politikfelder“, als „politischen Kopf, der zum Wohl seiner Heimatstadt die politischen Ebenen der Kommune und des Landes hochprofessionell verweben konnte“.

Auch Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner betonte, dass Uli Sckerl in der Weinheimer Kommunalpolitik über Parteigrenzen hinaus eine Instanz war und „in schwierigen Situationen für das Gremium besonders wichtig“. Seine Lücke, so Fetzner, sei nicht ohne weiteres zu schließen. Just und Fetzner sprachen von einem rastlosen, ja aufopferungsvollen Einsatz des Politikers für die Demokratie und für die Menschen.

Der Sprecherkreis des Bürgerbündnisses „Weinheim bleibt bunt“ würdigte den Grünen-Politiker, der vor sieben Jahren das Bündnis angesichts wiederkehrender NPD-Veranstaltungen in Weinheim mitgegründet hat. „Er war unser Freund, unser Motor, ein Ideengeber und in seiner großen Erfahrung ein Korrektiv zur richtigen Zeit“, hieß es aus dem Bündnis. „Sein Rat und seine Einschätzungen, aber auch sein Netzwerk waren für uns von ganz großem Wert“, so der Sprecherkreis.

Fadime Tuncer, Kreisvorsitzende der Grünen im Kreis Neckar-Bergstraße, erklärte: „Uli Sckerl hinterlässt eine große Lücke. Wir können unseren Kreisverband und Wahlkreis ohne Uli Sckerl gar nicht vorstellen. Er hat die politische Arbeit und die Diskussionskultur als Co-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter stark geprägt. Trotz der starken Einbindung in die Landtagsarbeit, war er für die Menschen, Vereine, Verbände in der Region, in seinem Wahlkreis immer da, für Ihre Anliegen und Sorgen, fachlich hochkompetent. Wir verlieren einen großartigen Politiker, einen wunderbaren Menschen, einen tollen Freund.“

Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner äußerte sich ebenso betroffen: „Uli hat so unglaublich viel für unsere Region, für unser Land und uns Grüne geleistet. Auf Uli war immer Verlass, in guten wie in schlechten Zeiten. Politische Haltung auch in harten Auseinandersetzungen war sein Markenkern. Der Wille, Menschen zu überzeugen und einzubinden, die Demokratie zu stärken und zu schützen - das bleibt für uns der Auftrag, für den Uli so viel Kraft und Intelligenz gegeben hat.“

„Sein Wissen, seine Verbindungen, sein Gespür für das Wichtige und Machbare in der Kommunalpolitik hat die Arbeit – und letztendlich den Erfolg der GAL in Weinheim über so viele Jahre mitgeprägt“, erklärte Elisabeth Kramer, die GAL-Fraktionsvorsitzende im Weinheimer Gemeinderat. „Seine klaren Vorstellungen in der Klima- und Energiepolitik, was den Umgang mit Flüchtlingen anging, sein Wissen in Rechts- und Finanzfragen und in vielem anderen waren immer von unschätzbarem Wert für die grüne Kommunalpolitik. Die Diskussionen mit ihm waren immer intensiv – aber immer auch ergiebig“, betonte sie. Insbesondere für die jungen Fraktionsmitglieder sei er ein großes Vorbild und ein Förderer gewesen. Elisabeth Kramer: „Wir verlieren einen stets streitbaren, fordernden und mit seiner unbändigen Energie vorbildlichen Freund und Kollegen. Wir werden Uli Sckerl nicht vergessen, wir werden uns immer wieder an ihn erinnern müssen. “

Brigitte Demes, Ortsverbandsvorsitzende in Weinheim: "Der Ortsverband Weinheim von Bündnis 90/Die Grünen und die GAL Weinheim sind zutiefst betroffen und voller Trauer über den Tod von unserem Uli Sckerl. Wir haben einen großen Fechter für unsere politischen Ziele verloren und einen guten Freund. Seine Klarheit und Weitsicht, sein politischer und ethischer Kompass haben uns über viele Jahre geleitet und gestützt. Wir trauern um ihn und vermissen ihn sehr. Wir hören seinen Auftrag an uns und werden uns der Verantwortung stellen."

 

Quellen:
weinheim.de
Rhein-Neckar-Zeitung Nr. 42 vom 21. Februar 2022
bearbeitet von Martina Ade

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

 

expand_less